Sündenfall


Mit offenen Augen ins Unglück

Beten:

Vater im Himmel,
wir sind dankbar dafür,
dass wir die Bibel als Dein Wort in unseren Händen halten können
— und über die Möglichkeit,
frei und unbedrängt in ihr lesen zu dürfen.

Bitte hilf uns zu verstehen,
was Du uns heute durch sie sagen möchtest.



Lesen:

Die Schlange war listiger als all die anderen Tiere, die Gott der Herr gemacht hatte. Sie fragte die Frau: „Hat Gott wirklich gesagt, dass ihr von keinem Baum im Garten essen dürft?“ „Natürlich essen wir von den Früchten“, entgegnete die Frau, „nur von den Früchten des Baumes in der Mitte des Gartens hat Gott gesagt: ›Davon dürft ihr nicht essen — sie nicht einmal berühren — sonst müsst ihr sterben.‹“ „Sterben?“, widersprach die Schlange, „sterben werdet ihr nicht. Aber Gott weiß genau, dass euch die Augen aufgehen, wenn ihr davon esst. Ihr werdet wissen, was Gut und Böse ist, und werdet sein wie Gott.“

Als die Frau nun sah, wie gut von dem Baum zu essen wäre, was für eine Augenweide er war und wie viel Einsicht er versprach, da nahm sie eine Frucht und aß. Sie gab auch ihrem Mann davon, der neben ihr stand. Auch er aß. Da gingen beiden die Augen auf. Sie merkten auf einmal, dass sie nackt waren. Deshalb machten sie sich Lendenschurze aus zusammengehefteten Feigenblättern.

Am Abend, als es kühler wurde, hörten sie Gott durch den Garten gehen. Da versteckten sich der Mann und seine Frau vor Gott zwischen den Bäumen. Doch Gott der Herr rief den Menschen: »Wo bist du?« Der antwortete: „Ich hörte Dich durch den Garten gehen und bekam Angst, weil ich nackt bin. Deshalb habe ich mich versteckt.“

»Wer hat dir gesagt, dass du nackt bist?«, fragte Gott. »Hast du etwa von dem verbotenen Baum gegessen?« Der Mensch erwiderte: „Die Frau, die Du mir zur Seite gestellt hast, gab mir etwas davon; da habe ich gegessen.“ »Was hast du da getan?«, fragte Gott der Herr die Frau. „Die Schlange hat mich verführt“, entgegnete sie.

Da sagte Gott der Herr zur Schlange: »Weil du das getan hast, sei verflucht vor allem Herdenvieh und vor all den wilden Tieren! Kriech auf dem Bauch und friss den Staub dein Leben lang! Ich stelle Feindschaft zwischen dich und die Frau, deinem Nachwuchs und ihrem. Er wird dir den Kopf zertreten und du wirst ihm die Ferse zerbeißen.«

Zur Frau sprach Er: »Ich mache dir viele Beschwerden und lasse deine Schwangerschaften zahlreich sein. Mit Schmerzen wirst du Kinder gebären. Deinem Mann wirst du befehlen wollen, doch er wird über dich herrschen.«

Zu Adam sagte Er: »Weil du auf deine Frau gehört und von dem Baum gegessen hast, obwohl Ich dir das ausdrücklich verboten habe, vernimm das Folgende: ›Wegen dir sei der Acker verflucht! Um dich von ihm zu ernähren, musst du dich lebenslang mühen. Dornen und Disteln werden dort wachsen, doch du bist angewiesen auf die Frucht. Mit Schweiß wirst du dein Brot verdienen, bis du zurückkehrst zur Erde, von der du genommen bist. Denn Staub bist du und zu Staub wirst du werden.‹«

Adam gab seiner Frau den Namen Eva, Leben, denn sie sollte die Mutter aller lebenden Menschen werden. Dann bekleidete Gott der Herr Adam und seine Frau mit Gewändern aus Fell und sagte: »Nun ist der Mensch wie einer von Uns geworden. Er erkennt Gut und Böse. Auf keinen Fall darf er jetzt auch noch vom Baum des Lebens essen, um ewig zu leben.«

Deshalb schickte Gott der Herr ihn aus dem Garten Eden hinaus. Er sollte den Ackerboden bearbeiten, von dem er genommen war. So vertrieb Er den Menschen. Östlich vom Garten Eden stellte er Cherubim auf, Engelwesen mit Flammenschwertern, die den Weg zum Baum des Lebens bewachen.

Entdecken:

Oft wird in der Sexualität der Ursprung von Schuld und Sünde gesehen. Die Bibel sieht das anders. Es wird betont, wie Nähe und Intimität in der einmaligen Beziehung zwischen Mann und Frau als Teil von Gottes Schöpfung gedacht sind [Der Mensch rief: „Diesmal ist sie es! Sie ist genau wie ich und sie gehört zu mir, sie ist ein Stück von mir!“ Aus diesem Grund verlässt ein Mann seinen Vater und seine Mutter, verbindet sich mit seiner Frau und wird völlig eins mit ihr. Der Mann und seine Frau waren nackt, aber sie schämten sich nicht voreinander. 1. Mose 2, 23–25]

Dass Schuld und Sünde diese Welt durchdringen wie das Wasser einen Schwamm, hat an einer ganz anderen Stelle seinen Anfang genommen: Nämlich darin, Gott in Frage zu stellen, Ihn herauszufordern und sich Ihm zu widersetzen.

Beide — Adam und Eva — haben diese Fehler begangen, die sich auf die ganze Schöpfung ausgewirkt haben. Die Folgen treten in der Menschheitsgeschichte zu Tage und — wenn wir ehrlich sind — auch in unserem Leben.

Schuld bleibt nicht ohne Konsequenzen. Für die Frau (Eva) waren sie unmittelbar zu spüren: Mühsam und schmerzvoll wurde das Gebären von Kindern, voll von Spannungen das Verhältnis zu ihrem Mann. Aber auch für den Mann (Adam) blieb die Abwendung von Gott nicht ohne Folgen: Schwierig und manchmal aufreibend ist die Arbeit schon für das Nötigste, Kraft raubend und ohne Sinn ist der Lebenskreislauf. Wie das Leben wohl aussähe, wenn unsere Beziehungen immer glücklich und unsere Bemühungen stets erfolgreich wären?

Aber damit nicht genug. Der zentrale Punkt von Schuld ist nicht nur, dass damit die von Gott gedachte Schönheit der Schöpfung auf den Kopf gestellt wurde. Das eigentliche Problem besteht darin, dass unsere Beziehung zu Gott zerstört ist. Adam und Eva lebten zunächst in einer einzigartigen leibhaftigen Nähe zu Gott. An diese Stelle rückte angstbehaftetes Verhalten und der Drang sich vor Gott zu verstecken, also sich Ihm zu entziehen.

Zugespitzt: Die Menschen haben sich selbst zum Maßstab gemacht. Damit hat die Schuld Einzug in diese Welt erhalten. Unter diesen Voraussetzungen konnten die Menschen nicht mehr in Gottes Nähe bleiben. Und so musste Gott sie — auch um sie vor sich selbst zu schützen — vom Leben im Paradies ausschließen, damit sie nicht ewig in diesem Zustand bleiben müssen.

Schmerz, Sinnlosigkeit, Schuld, Beziehungsstörungen und Trennung von Gott: Das Leben in diesen Rahmenbedingungen ist die Folge von Schuld. Aber die gute Nachricht gleich zu Beginn der Bibel ist: Gott hat eine Möglichkeit geschaffen diesen Graben zwischen Ihm und uns zu überwinden.

Anwenden:

Was löst das Gefühl von Schuldigsein in dir aus?

Gibt es etwas, was du in der vergangenen Zeit getan hast,
das du gern ungeschehen machen würdest?

Wie kann es gelingen mit Gott und vertrauten Menschen heilsame Schritte zu gehen?

Beten:

Herr, es fällt uns schwer zuzugeben,
aber es gibt vieles in unserem Leben,
mit dem wir nicht klar kommen,
an dem wir scheitern.

Es gibt Schuld in unserem Leben.
Bitte vergib uns
und hilf uns zu lernen diese Schuld zu erkennen
und vor Dich zu bringen.